Die Hämopyrrollaktamurie (HPU) ist eine familiär
gehäuft auftretende, genetisch determininierte
oder erworbene Stoffwechselstörung. Sie
ist in der Literatur auch bekannt unter
dem geschichtlich älteren Namen
Kryptopyrrolurie oder Malvaria.
Insgesamt ist ca. jede 10. Frau und jeder 100. Mann betroffen.
Da sie häufig vererbt wird, sollte bei bei Vorliegen einer HPU auch
Blutsverwandte, wie Kinder, Geschwister und Eltern auf HPU getestet werden.
Wenn Sie HPU positiv sind, warten Sie bitte nicht, bis sich HPU Symptome bei Ihnen
und Ihren Kindern zeigen. Umso früher eine HPU diagnostiziert und behandelt wird,
desto geringer ist der Leidensdruck.
Etwas Biochemie...
Im gesunden Stoffwechsel fallen die sogenannten Pyrrole (Bausteine des roten
Blutfarbstoffes Hämoglobin) als Abbauprodukte des Eiweißstoffwechsels an.
Pyrrole sind in geringer Zahl für einige Stoffwechselwege nötig. Da sie aber
giftig sind, erfolgt ihre Ausscheidung nach Gebrauch durch die Galle.
Hierbei werden 4 Pyrrole zu einem Komplex verbunden. Dadurch werden sie ungiftig
und über die Galle und den Darm ausgeschieden.
Bei Vorliegen einer HPU fallen deutlich mehr giftige Pyrrole im Blut an, was eine
komplette Ausscheidung über die Galle unmöglich macht. Die höhere Anzahl an
Pyrrolen muss deswegen über die Nieren aus dem Körper geschleust werden.
Giftige Pyrrole werden auf diesem Weg an Vitamin B6 und Zink gekoppelt –
nur so können sie entschärft und über den Urin ausgeschieden werden.
Hierbei werden so große Mengen an Vitamin B6 und Zink verbraucht, die unmöglich
über die Ernährung ausgeglichen werden können, sodass der Körper automatisch in
eine chronische Mangelsituation gerät.
Als direkte Folge der Mikronährstoffmängel (Vitamin B6, Zink, Mangan) entstehen
im chronischen Verlauf in der Regel körperliche und psychische Beschwerden.
Auch die toxischen Zwischenprodukte, die bei der unzureichenden Häm-Synthese
anfallen, können ebenfalls zu psychischen Auffälligkeiten beitragen
(Stimmungsschwankungen, Depression, Schizophrenie, Angst, Unruhe, Hyperaktivität).
Symptome
Chronische Beschwerden:
* weiße Flecken auf den Fingernägeln
* Schwangerschaftsstreifen (Striae)
* schlechte Traumerinnerung
* blasse Hautfarbe (v.a. Gesicht)
* Knie- und Gelenksbeschwerden
* Allergien
* Nahrungsmittelunverträglichkeiten/gastrointestinale Erkrankungen
* morgendliche Übelkeit/Schwangerschaftsübelkeit
* Licht-, Geruchs- oder Geräuschempfindlichkeit
* Hypoglykämie/Glukose-Intoleranz, Diabetes Typ 2
* Migräne, Zyklusbeschwerden, Zyklusanomalien, PMS-Syndrom, Unfruchtbarkeit
* Autoimmunerkrankungen, insbesondere Hashimoto-Thyreoiditis und primäre biliäre
Zirrhose (PBC)
* Anämie, Eosinophilie
* ADS/ADHS
* Abhängigkeiten
* Stressintoleranz
* Ängstlichkeit, Stimmungsschwankungen, Depression, bipolare Psychosen,
schizophrene Psychosen, Autismus.
Akute Beschwerden
Nicht nur bei der Synthese des Häm, auch bei seinem Abbau bzw. beim Abbau der
Erythrozyten weisen HPU'ler Defizite auf. Das führt manchmal zum Überfluten von
Leber und Milz mit Bruchstücken der roten Blutkörperchen, woraus kolikartige
Oberbauchbeschwerden, Muskelkrämpfe und -schwäche u.ä., resultieren können.
Als akute Auslöser der HPU-Symptomatik fungieren hierbei porphyrinogene Stoffe
(z.b. aluminumhaltige oder quecksilberhaltige Medikamente), Infektionen und Stress.
HPU-TEST®
Der geschichtlich ältere Kryptopyrroltest, der immer noch in den meisten Laboren
weltweit angeboten wird, weist verschiedene Pyrrolverbindungen im Urin nach,
die auch nach Einnahme von bestimmten Medikamenten oder durch toxische Belastungen
entstehen können. Dadurch ist dieses Testverfahren zur Detektion der
Stoffwechselstörung weniger gut geeignet als der sehr viel spezifischere
HPU-Test®, der seit dem Jahr 2000 verfügbar ist und ganz spezifisch HPL-Komplexe
misst, die nur und ausschließlich bei HPU gebildet werden. Ein weiterer Vorteil
dieses neuartigen Testverfahrens ist, dass auch sogenannte Abendausscheider mit Hilfe
des 24 Stunden-Urins gefunden werden können. Bei ihnen kommt es, bedingt durch
den bestehenden Mangel der Mikronährstoffe, erst durch die mit der warmen
Hauptmahlzeit aufgenommen, kleinen Mengen Zink und Vitamin B6 zu einem kurzfristigen
Ausscheiden der HPL-Komplexe ca. 2 Stunden nach dem Essen.
Die Einnahme von Vitamin B6 oder Multivitaminpräparaten verfälschen den Test
ebenso wie die Einnahme von Zink. Der Urin sollte auch nicht während oder direkt
nach der Periode oder in einer ungewohnt stressfreien Zeit bzw. bei bettlägeriger
Erkrankung gesammelt werden. Auch die Einnahme von Antibiotika kann zu falsch
negativen Werten führen, da durch deren Einsatz vermehrt Darmbakterien absterben,
wodurch Vitamin B6 freigesetzt wird. Die Einnahme von Entwässerungsmitteln kann
das Testergebnis ebenfalls verfälschen.
Ich wende in meiner Praxis nur den 24 Stunden HPU Test an, da er meiner Meinung
nach die größte Genauigkeit bietet.
Wenn Sie sich auf HPU testen lassen möchten, vereinbaren Sie bitte einen Termin
in meiner Praxis unter Tel. 08231 3493511 oder über das
Kontaktformular
Ich habe Testsets vorrätig und erkläre Ihnen gerne, wie Sie den HPU-Test zuhause
richtig durchführen.
Therapie der HPU und Förderung der Entgiftungskapazität
Die fehlenden Mikronährstoffe, allen voran die aktive Form des Vitamin B6 (P5P)
mit ca. 50 mg pro Tag für einen Erwachsenen, zusätzlich Zink und Mangan, sollten
zugeführt werden. Darüber hinaus hat sich die Supplementation eines
Multivitamin-Präparates in der Praxis bewährt. Auch auf kleinste Mengen von
Kupfer sollte hierbei zunächst verzichtet werden, da das innerhalb der Therapie
häufig zu unerwünschten Nebenwirkungen führen kann (z.B. gastrointestinale Beschwerden).
Auch eine gute Versorgung mit Omega 3 Fettsäuren, Magnesium und B-Vitaminen ist
für HPU-Patienten vorteilhaft. Da HPU´ler schlechte Entgifter sind, wirken
Chlorella Algen oder andere Mikronährstoffen zur Schwermetallbindung und
Entgiftungsunterstützung sehr effektiv.
In der heutigen Zeit verlangt Entgiftung gerade dem defizienten System der
HPU-Patienten immer wieder metabolische Höchstleistungen ab. Es ist für diese
Patientengruppe ratsam, auch in der Ernährung und Kosmetik auf unbelastete
Produkte Wert zu legen und die körpereigene Entgiftung mit den entsprechenden
Mikronährstoffen zu unterstützen.
Generell teste ich bei jedem HPU Patienten die individuell benötigte
Mikronährstoffdosis aus, da die benötigten Mengen an aktiven Vitaminen und
Mineralien individuell sehr unterschiedlich sind und sich im Laufe der Therapie
auch ändern können. Deshalb ist vor allem zu Beginn der Therapie eine regelmäßige
Überprüfung der Mikronährstoffdosis, je nach Symptomatik, oft hilfreich (alle 4-6 Wochen).